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Channel: Kommentare zu: #044: BOSSKAMPF, Rettung… und ENDE!
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Von: LKC

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In Anlehnung an meine Vorgänger gab es auch bei mir den Konflikt zwischen Erwartung und Gesehenem. Ich kenne die Reihe durchaus und mochte die 2013er-Version vorher nicht, was auch durch dieses Let’s Play nicht geändert wurde. Die 90er-Versionen waren noch ein Kind ihrer Zeit, da hatte man aufgrund der technischen Limits auch die Erwartungen an die Inszenierung nicht so hoch gesteckt. Die 2000er-Versionen waren dann schon ein harter Bruch, als plötzlich die Heroine zu menscheln begann und größere Geschichten als die reine Schatzjagd integriert wurden. Aber in dieser Version stand scheinbar die Inszenierung an vorderster Stelle und meines Erachtens wurde quasi an jeder Stellschraube übertrieben. Das fängt bei der Hauptfigur an, die unbedingt durch eine Extremerfahrung vom weinerlichen Mädchen zur willensstarken Kämpferin gepuscht werden musste, nur damit man einen Storyanfang für eine “völlig neue Lara” bekommt. Warum entwickelt man dann nicht gleich eine völlig neue Reihe, anstatt unter einem alten Franchise auf der bereits von Filmen bekannten Reboot-Welle der 2010er mitzureiten? Eine neue Heldin hätte viel mehr Möglichkeiten gehabt.
Spielerisch ist es sicherlich auch Geschmackssache. Abwechselnd ganze Garnisonen auszurotten und Gräber zu durchsuchen mag sicherlich auf eine gewisse Weise Spaß machen. Ich persönlich mag lieber den Mittelweg aus beidem mit dem Ziel voranzukommen. Was mich dann auch wieder zur Inszenierung bringt: ab und zu mal eine Actionszene einzuarbeiten ist eine schöne Auflockerung, aber hier fühlte ich mich diesbezüglich schon nach wenigen Stunden völlig abgestumpft. Im Ernst, irgendwann hatte mich die “Action” (aus der Zuschauerperspektive – als Selbstspieler ist das sicher etwas anderes) sogar gelangweilt. Wenn man aus der “Held hält sich in letzter Sekunde mit einer Hand am Klippenrand fest”-Szene ein Trinkspiel machen kann, dann wird es irgendwann lächerlich. Alles was Jahrzehnte irgendwie gehalten hat, explodiert natürlich in dem Moment an dem Lara damit in Berührung kommt und lässt aber immer exakt einen Fluchtweg offen. Natürlich sind diese Gebäude auch nicht auf Funktionalität hin gebaut, sondern nur auf maximale Unzugänglichkeit – wer braucht schon Gebäude mit Nutzwert? Dazu ist natürlich alles was zwei Beine hat ein Feind, sonst würde das Schlachtfest ja weniger Spaß machen. Die Kernfiguren sind die perfekte Mischung aus Abenteuerfilm-Klischees vom abgehalfterten Forscher mit Verrätertendenz, den sich opfernden Mentor, der missmutigen Mechanikerin, dem sanften Riesen der irgendwie nie eingreift, bis hin zum Hobby-Propheten in 80er-Endzeitfilmoptik. Mit mehr Selbstironie und weniger Brutalität hätte das auch eine wunderbare Parodie aufs Genre sein können. Zu guter Letzt bleiben unzählige Fragen offen, die kurioserweise teilweise vom Spiel selbst aufgeworfen wurden, aber ungeklärt bleiben (zum Beispiel warum keiner merkt dass in jener Ecke der Welt mal eben tausende(!) von Menschen verschollen gehen). Könnte dazu noch dutzende Zeilen tippen, aber ich glaube man weiß, worauf ich hinaus will: Fiktion ist eine tolle Sache, aber es gibt eine Grenze bis zu der sie wirkt.
Um so mehr muss man hier den guten Gronkh loben, der dann doch noch viel Content aus eben diesem Titel rausholte. Dies gilt unter anderem natürlich für das nötige Quantum an Humor, der oft mehr Tiefe hatte, als die Szene selbst. Auch seinen Willen zur Perfektion möchte ich besonders hervorheben, denn jedes Spiel hat die Chance verdient wirklich alles zu zeigen, ein Aspekt den viele “Konkurrenten” leider zu wenig Beachtung schenken. Im Gegensatz manch anderem gefiel mir auch sein Gameplay, welches ich doch oft recht effektiv fand und durch unorthodoxe Taktiken auch irgendwo etwas eigenständiges hatten. Schade war höchstens, dass er eben oft unnötig hektisch wirkte (spielerisch als auch kommentierend). Etwas mehr von seiner sonst üblichen Bedachtheit hätte manchmal nicht geschadet.
Fazit: Ein Spiel mit spielerisch solidem Kern, aber zuweilen fragwürdiger Popcornkino-Optik. Aufgewertet durch ein Let’s Play, welches vor allem von der Professionalität seines Schöpfers lebt. Hatte durchaus seine Momente, aber ich freue mich jetzt doch eher aufs eine oder andere neue Projekt. ;)


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